Liebes Archiv … Einträge vom März 2006

A Nite At The Races.

Wie aufregend! Der Geschwindigkeitsrausch läßt einen nicht so schnell los nach fünfzehn Minuten auf der Rennstrecke. Schuuumi, wir kommen! Alles schnattert durcheinander über die eigenen Höchstleistungen, glänzende Augen, ein hartnäckiges Grinsen. Der Puls will garnicht runterkommen. Gleich noch eine Runde, aber jetzt mit zweimotorigen Kisten! Beim ersten gewagten Überholmanöver siegt Fliehkraft gegen Bodenhaftung und es haut mich in die Reifenstapel. Ich muß noch etwas üben, um die geballte Kraft von elf Pferdestärken zu bändigen. Vielleicht am nächsten Freitag?

[] Manama / Freitach, 31. März 2006

Durchgeboxt!

Ich gratuliere mir heute zum ersten Jahr des Bestehens meiner Heimatseite, des kleinen tapferen Netzplatzes, auf dem ich mich, nach Jahrzehnten der Stille und Introvertät, endlich auskotzen und mein Innerstes nach außen kehren kann. Wer hätte gedacht, daß ich etwas zu sagen hätte! Ich wünsche, daß mir nie die banalen Geschichten ausgehen mögen und ich gleichzeitig genug Abstand zum Bullshit halten kann! Glückwünsche der geschätzten, wenn auch weitgehend sprachlosen Leserschaft bitte an die bekannte Adresse. Angestoßen wird heute nur mit Muttermilch, das Kleine ist noch längst nicht volljährig. Prost!

[] Manama / Donnastach, 30. März 2006

Ich weiß was du letzten Sommer Nacht getan hast.

Manchmal (aber nur manchmal) möchte man nicht mehr da sein, sich und das Geschehene in aller Gedächtnis auslöschen, vor Scham im Boden versinken, sich selbst ungespitzt in denselben rammen. In einer Nacht, ein paar Stunden, geht alles hin, was man sich an gutem Ruf geschaffen Schrägstrich eingebildet hat. …
Die mit viel Mühe aufgebaute Fassade des zu jedermann höflichen, harmlosen Menschen zerbröselt in wenigen Minuten weinseliger Unzurechnungsfähigkeit und läßt uns geschockt zurück. Unzurechnungsfähigkeit?
Besoffene und Kinder sagen immer die Wahrheit. Auch über sich selbst. Nun fühlen wir alle uns noch nicht richtig erwachsen, so alt wir auch sein mögen, aber als Kinder gehen wir trotzdem nicht mehr durch. Ergo werden wohl einige der öffentlich und lautstark Geschmähten die tränenreiche Entschuldigung nicht annehmen wollen. Zunge mit Seife waschen reicht nicht mehr. Nichts wird sein wie vorher.
Doch diesmal rede ich nicht von mir, nein, ich war gleichgültiger Ohrenzeuge der Selbstdemontage, des Herausbrechens all der gefangenen Gedanken, die sich, sonst wohlverwahrt hinter armdicken Zungen-Kontrollmauern mit mentalem Stacheldraht und doppelhelix-kodierten Panzertüren, unter dem Einfluß verschiedener Wahrheitsdrogen Bahn brechen und die häßliche Seite der menschlichen Psyche offenbaren. Ich habe nichts getan, den unglücklichen Menschen vor sich selbst zu schützen. Sorry, ich war genervt. Ich Schwein. Manchmal hilft nur noch auswandern.
Schon wieder?

[] Manama / Mittwoch, 29. März 2006

Sommerzeit! Halbe Treppe!

Seit gestern läuft die Tagesschau schon um 9 statt um 10! Und für einen Abendfilm brauche ich nur noch bis um 11 aufzubleiben. Die Umstellung auf Sommerzeit hat auch hier ihre Vorteile. Und sogar ohne Probleme mit dem Biorhythmus.
Gestern mußte ich meinen Kollegen eine Treppe tiefer besuchen, weil mir das Waschpulver ausgegangen war. Ich ging also auf meinem Flur durch bis zur letzten Treppe und dort schlug mir der betörende Duft indischen Essens entgegen. Auf halber Treppe dann ein Odor von Milchreis mit Zimt (so jedenfalls setzte mein Hirn es mir aus den Informationen der Geruchsorgane zusammen), ich trat aus dem Treppenhaus in den Gang - fritierter Fisch: bärks! Schnell machte ich mich davon. Ich war mir nicht sicher, ob ich noch etwas essen sollte, vielleicht konnte ich durch das Haus schleichen und mich sattriechen?

[] Manama / Montach, 27. März 2006

Butanschnüffeln leicht gemacht.

Der Freitagabendkrimi als Lernfilm. Man halte die Kartusche Butan so, fülle die Plastiktüte, schnüffle, fertig ist der Rausch. Es gibt viele derartige Beispiele, nicht nur im Fernsehen, auch aus dem Internet kann man bekanntlich Anleitungen zum Bombenbau herunterladen. Es scheint keine moralischen oder technischen Grenzen mehr zu geben.
Meist denke ich, der gesunde Menschenverstand sollte einem schon sagen, was man macht und was besser nicht. Aber wer bringt einem bei, was richtig ist? Wer bestimmt überhaupt was richtig ist? Wie kommt es, daß ein paar verstörte Jungs ein Schulmassaker nachspielen wollen? Daß Schulkameraden vermöbelt werden, um ein nettes Handyfilmchen zu drehen? Kleine Fische, Einzelschicksale? Gibt die Gesellschaft noch genug Halt, uns voreinander zu schützen? Auch vor uns haben sich Generationen über die Verrohung der Sitten beschwert, sei es Knutschen auf der Straße oder Abbiegen ohne zu blinken, aber die Geschwindigkeit heutiger Veränderungen kann einen schon etwas ins Schwitzen bringen. Kurz nicht aufgepaßt, schon ein Update übersehen und einen Virus eingefangen. Und dann schnüffelt der Kleine Butan. Wieder die bange Frage, darf man in diese Welt Kinder setzen?

[] Manama / Samstach, 25. März 2006

Nix Neues im Osten.

Eines Freitagnachmittags wandelte ich so vor mich hin, nichts zu suchen war mein Sinn. Das Auto hatte ich in der Nähe der Delphinquälanlage 'Dolphin Park' abgestellt und ging nun die Promenade entlang, am Nationalmuseum vorbei, durch das Palmenhain (und mußte wieder die Blüten fotografieren) und wandte mich der Insel Muharraq zu, indem ich das teerverkrustete Ufer links liegen ließ und die Brücke überquerte. Auf der anderen Seite schlug ich ein paar Haken und landete doch wieder an dem der hauptstädtischen Halbhochhausansicht zugewandten Strand, der offensichtlich den Fischern gehörte. Schon schickte sich die Sonne an, in den milchigen Teil des Himmels abzutauchen, der knapp über dem Horizont waberte. Ich machte die Runde, um über die westliche Brücke zurückzuschlendern und mußte dabei erkennen, daß es keinen Sonnenuntergang geben würde, der Planet verschwand einfach im gleißenden Sumpf und es wurde kühl. Ich beschleunigte meinen Schritt und vergaß, eine Pointe für die Geschichte mitzubringen.

[] Manama / Samstach, 25. März 2006

Ich bin kein Brillenträger!

Titan mit besonders wenig Stärke (ich halte mich zurück), und doch drückt sie sich unangenehm in mein sensibles Nasenbeinchen (!), immer an dieselbe Stelle, die Kissen kleben in den geröteten, ovalen Mulden, die mich auch ohne Brille als Nasenfahrradfahrer ausweisen. Irgendwann gibt der Schädelknochen den Widerstand auf und die Stege brechen durch in die Nasenhöhle. Was für ein Anblick!
Dabei bin ich garkein Brillenträger, nie gewesen! Ich trag das Ding nur weil… weil… also weil nur im Moment mal so schnell, bis ich das Training absolviert habe und wieder frei bin. Keine Sekunde länger. Ich bin garnicht der Typ dafür! Brillenträger! Das sind uncoole Streber, Mathematiker und Laboranten, verhuscht und scheu, nicht wie ich.
Und doch, das zarte Modell zieht Mädchenhände geradezu magisch an, sie setzen es auf und sehen aus wie frisch graduiert und 100 IQ-Punkte schlauer. Schwierig wird es dann, den albernen Hühnern das Ding abzujagen - und selbst wieder intelligent auszusehen.

[] Manama / Montach, 20. März 2006

Wieviele Sonnenuntergänge habe ich verpaßt?

[] Manama / Montach, 20. März 2006

Das zweite Gesicht.

Ich hatte heute die Gelegenheit, mein Antlitz etwas länger als üblich zu betrachten, da ich endlich wieder den Weg in die Muckibude gefunden hatte und auf dem Laufband schwitzte. Ich bin ja nicht eitel, aber war das wirklich ich?
Schaue ich einem Menschen - vertraut oder fremd - für eine gewisse Zeit ins Gesicht, kommt der Moment, in dem sich etwas offenbart, ein anderes, zweites Gesicht. Es ist völlig verschieden vom ersten. Eine geistige Metamorphose in der Betrachtungsweise findet statt. Ein ehrwürdiger, freundlich lächelnder Edmund Stoiber wird im Laufe eines Interviews plötzlich zur spitznasigen, verkniffen schauenden Krähe, Augen machen sich selbständig, die Form des Mundes fängt an, die ausgesprochenen Worte Lügen zu strafen. Gute Karikaturisten haben die Macht, dieses zweite Gesicht auf Papier zu bannen.
So hechelte ich also auf dem Laufband und sah, wie mein perfektes Gesicht sich in ein riesigen Zinken und zwei kleine müde Augen verwandelte. Glücklicherweise war die halbe Stunde irgendwann um und ich konnte mich von dem Elend abwenden und fremde Visagen im Fernsehen auseinanderdividieren.

[] Manama / Samstach, 18. März 2006

Yalla Bahrain!

   
Tourismuswerbemonat in Bahrein! Eigentlich sollte das Feuerwerk die Millionen Formel-Eins-Besucher verzaubern, aber, man erinnere sich, es herrschte ziemlich starker Wind damals. Und so Feuerwerk kann man nicht einfach wegwerfen, dafür war's doch 'n bißchen zu teuer.

[] Manama / Donnerstach, 16. März 2006

Das Formel-Eins-Autogrammschiff.

[] Manama / Montach, 13. März 2006

Manche mögen's laut.

Unzweifelhaft, es war das Ereignis des Jahres und nichts wird es übertreffen - leider keine Übertreibung. Aber da wir schonmal hier sind, haben wir die Gelegenheit wahrgenommen und Dreitageskarten für generöse 30BD gekauft. Es war ein anstrengendes Wochenende!
Donnerstag: Wenn nur immer die Arbeit nich wäre! So verpaßten wir die Gelegenheit, die Sterne zu berühren in der Boxengasse. Die zwei Termine waren spontan auf einen um die Mittagszeit zusammengestrichen worden.
Freitag: Freies Training, nicht nur der Formel 1. Die Celebrity Car Rennen und der Porsche Cup kommen ebenso zu ihrem Recht. Die Versorgung des Pöbels wird komplett vom Veranstalter übernommen, es ist nicht gestattet Essen oder Getränke mitzubringen - wir sagen danke für den Dreckfraß!
Wir lungern, erschöpft, auf den Kissen vor der großen Tribüne, hier kann man auch Shisha rauchen, aber mir ist in der Rennpause nur nach Dösen. Aufregend, zum Abschluß des Tages die Porsches in der Dämmerung den Kurs entlangheizen zu sehen. Gähn.
Abends im JJ's: Wo sind die Touristen? Wo sind die Mädels? Wir sind auf der falschen Party! Das BJ's hat ausnahmsweise bis um 3 offen, Ministry of Sound, Bässe bis es wehtut.
Samstach: Ja, wir waren auf der falschen Party! Bahrein ist nicht groß genug für zwei. In der Wüste: Qualifizierung - Schumi 1 freut sich über den Platz am Pol, sein Kollege Massa belegt den daneben. Den Rest kann ich immernoch nicht auseinanderhalten. Der Nordwind bläst den Sand über's Land und macht mich frösteln. Wir wärmen uns in der kleinen Kammer gegenüber der Boxengasse, die die Firma gemietet hat und lassen uns von deutschem Käfer-Personal vercatern. Das Gekreische fängt sich in der Glasfront und ist noch lauter als neben der Strecke.
Ein Nachmittagsschläfchen später haben wir die richtige Information abgefaßt: Marlboro Party im Gulf Hotel! DJ Hastenichgesehen ballert uns zu unter dem Motto The Sound Of Speed. Aua. Kurz vor drei gebe ich auf, meine Ohren hängen mir schlaff über die Schultern.
Sonntach: Schonwieder früh aufstehen! Die Celebrities, unter ihnen JayKay von Jamiroquai, messen sich im Doppel mit Profi-Fahrern wie Christian Danner und fahren die V8-Holden Lumina zu Klump. Im Porsche Supercup gewinnt ein Deutscher. Es zieht auf der schattigen Tribüne, ich hole meine Strickjacke.
   
Dann geht's Schlag auf Schlag, Kunstflieger erfreuen uns mit ihrem Können, zwei GulfAir-Busse schleifen über dem Gelände und die Formelrenner machen sich schon warm. Wer jetzt noch keine Ohrstöpsel hat, ist verloren. Schumi verteidigt den Spitzenplatz,   
Villeneuve fackelt seinen Motor direkt vor der Tribüne ab und sein Auto darf zusammen mit dem von Ide, dem Japaner, rückwärts huckepack in die Box, Alonso jagt Schumi den Sieg ab, eine Sekunde trennt die beiden, Jubel an der Bahn. 57 Runden Anspannung, daß sich die Linsen biegen. Nun geht es daran, die tausenden Fotos aller Kollegen einzudampfen zu einer guten Kollektion des ersten Rennens der Saison. Des Abends mache ich mich an ein neues Buch, statt der Abschlußfeier beizuwohnen.

[] Manama / Montach, 13. März 2006

Alte Liebe Lle.

Sie hat ihren Kopf schelmisch schräg gelegt, bevor sie in die ewigen Jagdgründe einging, den Moment eingefroren, als wollte sie sagen 'schee war's, des Läbe hier', oder so. Sie scheint versöhnt mit den Anstrengungen, die sie auferlegt bekam. Die Arme und Beine lässig unter dem Kopf verschränkt, ruht sie sich aus für ein neues Leben jenseits dieser engen Grenzen Leben und Tod. Sie glaubt wohl an was, glaubt sie an Gott? An ihren Libellengott, daß er sie als kleines Püppchen wieder zurückschickt, hierher, auf die karge Wüsteninsel? Inschallah! Allahs Wille geschehe.

[] Manama / Montach, 06. März 2006

Immer mit der Ruhe.

uß man sich in meinem Alter Anspielungen zur Familienplanung gefallen lassen? Diese kleinen feinen Anzüglichkeiten von Menschen, die ihren gesellschaftlichen Beitrag geleistet zu haben glauben? Es gibt Leute, die werfen mit 12 ihr erstes Bündel in die Welt, und ein fast dreimal so alter Knacker redet sich immernoch raus?! Ich geh' eben mit dem Trend. ...

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Die gescholtenen Akademikerinnen sind ja wortreich entlastet, aber die Epidemie namens Selbstverwirklichung aka Emanzipation* wütet wie Vogelgrippe in den Industrieländern (und solchen die es werden wollen). Die Pyramide! Es ist eh zu spät, sie wird zu unseren Füßen zerbersten. Nette Menschen, die der Wind aus östlichen und südlichen Richtungen zu uns herüberweht, werden die Scherben freudig aufsammeln und eine neue Pyramide zusammenschustern. Wir werden die kleine feine Elite, die Al-Khalifas und Sauds Europas sein! Warum sich also die Jugend versauen, wenn frau doch immer noch mit 62 kann und man das ganze Rentenleben lang Zeit hat?! Da wir bald die Pille gegen das Altern haben, werden wir trotzdem die Ururenkel aufwachsen sehen! Also immer mit der Ruhe.
* Emanzipation von traditionellen Lebensweisen

[] Manama / Sonntach, 05. März 2006

Erster Strandgang.

Heute war es soweit, mir fehlte die Kraft für eine Suche nach Sehenswürdigkeiten. Bahreins Hauptinsel glänzt nicht mit sehr vielen gepflegten Stränden, einer der wenigen gehört zum Yacht Club. Der liegt an der Ostküste, etwa 15 Minuten entfernt von der Stadt (an den Ölvorratstanks links abbiegen). Man zahlt einen Dinar für den Zutritt des Clubs und der schmalen Bucht. Hier kann man einfach nur am Strand gammeln und eine frische Limonensoda schlürfen oder auch segeln und tauchen lernen. Momentan reicht mir das Lungern.

[] Manama / Freitach, 03. März 2006

...und hier geht's weiter in die Vergangenheit.